- In unserem Leben werden wir immer wieder mit Konflikten konfrontiert.
- Eine schlechte Konfliktfähigkeit kann zu Stress und Unzufriedenheit führen.
- Mit einigen mentalen Strategien kann die Konfliktfähigkeit geschult werden.
„Du lernst für dein Leben, nicht für die Schule!“ Doch lehrt uns die Schule nicht zwangsläufig das Leben. Oder? Nicht falsch verstehen: Das ist keine Pauschalkritik am deutschen Schulsystem des 21. Jahrhunderts, sondern vielmehr ein Anstoß dafür, sich damit auseinanderzusetzen, was noch wichtig ist, um ein möglichst stressfreies Leben zu führen. Die Antworten darauf sind individuell. Gleichzeitig lassen sich die meisten von ihnen auf die Maslowsche Bedürfnispyramide zurückführen. An dieser Stelle könnte nun eine Erklärung des Modells in Form eines Elevator Pitch oder einer Doktorarbeit stehen. Doch was bringt dir das Wissen über deine Bedürfnisse, ohne auch in Konfliktsituationen für sie einstehen zu können?
Konflikte als Lebensgefährt*innen
In der Regel bringt es dir viel. Im Zweifel: Unzufriedenheit und Stress. Nehmen wir nur Mal an, du führst ein achtsames Leben und weißt, dass Sport, gesunde Mahlzeiten und ein erholsamer Schlaf wichtig für dich sind. Super. Zumindest so lange dein Umfeld und die Rahmenbedingungen es dir ermöglichen, dieses Bewusstsein in deinen Lifestyle zu übertragen. Gehen wir aber davon aus, dass du einen 9-to-5-Job hast und nicht in einer Blase lebst, sondern umgeben von U-Bahn Drängler*innen, Kolleg*innen, Freund*innen und Familie. Wahrscheinlich kommt es früher oder später zum Konflikt zwischen deinen eigenen und den Bedürfnissen anderer. Ich setz noch einen drauf: Es kommt nicht nur ein, zwei oder dreimal dazu, sondern ständig und immer wieder. Konflikte sind unsere Lebensgefährt*innen. Deshalb solltest du spätestens jetzt damit anfangen, sie zu lieben. Im Optimalfall lernst du dadurch täglich etwas über deine grundlegenden Bedürfnisse. Allein die Erkenntnis, dass Konflikte nicht die Ausnahme, sondern die Norm sind, könnte unser Stressempfinden bei Konfliktgesprächen weit senken. Gehen wir davon aus, dass in jedem Konflikt, der an die Oberfläche getragen wird, auch ein Geschenk steckt. Dann wäre es doch wertvoll dieses auch anzunehmen und auszupacken.
Den Spinat/Konflikt abkühlen lassen
Das ist leichter gesagt als getan. Erstmal scheinen Konflikte vielen Personen unangenehm zu sein und machen ihnen Angst. Schon im Kindesalter haben wir gelernt mit Gefühlen umzugehen. Viele von uns tragen daher bei Konflikten das erlernte Muster Flucht, Kampf oder Starre bis heute tief in sich. In Stresssituationen ploppt es meist unangemeldet auf – wie der Blubb im Spinat. An dieser Stelle fühlt sich mein inneres Kind bestätigt, denn tatsächlich scheinen Konfliktfähigkeit und Spinat mehr gemeinsam zu haben, als du bisher gedacht hast. Vielleicht hasst du Spinat, aber weißt, dass er gesund ist. Vielleicht liebst du ihn auch. So oder so wirst du ihn nicht essen, während er noch blubbt. Wenn doch, wirst du dir mit hoher Wahrscheinlichkeit die Zunge verbrennen. Mag sein, dass du die Blubberblasen spannend findest, trotzdem wirst du mit dem Essen warten, bis er abgekühlt ist. Wieso solltest du also Konflikte klären wollen, während sie noch kochen? Während du beim Spinat pusten würdest, damit er abkühlt, hilft atmen dir beim kochenden Konflikt einen kühlen Kopf zu bewahren. Beruhige dich. Ohne die Wahrscheinlichkeitsrechnung zu beherrschen, kann ich dir ziemlich sicher sagen, dass atmen den Konflikt nicht verschlimmern wird. Es wird ihn zwar auch nicht verbessern, aber bewusstes Atmen unterstützt dich dabei, klare Gedanken fassen zu können, anstatt dich von deinem Reptilienhirn lenken zu lassen. Also: Atme. Aaaatmeee. Aaaaatmeeeee!
Vom Blubb-Spektakel zu gestärkter Konfliktfähigkeit
Sobald du abgekühlt bist, hör in dich hinein. Welche inneren Stimmen sind gerade laut, welche leise? Welche stehen vielleicht gerade in Konflikt miteinander? Jede der Stimmen hat einen guten Grund da zu sein und steht für eines deiner Bedürfnisse. Während die eine beispielsweise nach Anerkennung schreit, sehnt sich die andere nach Gerechtigkeit und wieder eine andere flüstert womöglich, dass sie Hunger und Durst gleichzeitig hat. In jeder einzelnen Stimme steckt ein Geschenk für dich. Du musst es nur annehmen, um das zu erkennen. Das Spannende an dieser Stelle ist, dass unsere Grundbedürfnisse mit unserer Konfliktfähigkeit in Wechselwirkung stehen. Sind wir hungrig, durstig, unausgeschlafen, haben finanzielle Sorgen und kränkeln, wird sich das zwangsläufig auf unsere Konfliktfähigkeit auswirken. Wir hören oft unaufmerksamer zu, sind impulsgesteuerter und haben dann eigentlich gar keinen Nerv den Konflikt angemessen zu trotzen. Demnach lohnt es sich, wenn wir uns angespannt, gereizt oder gestresst fühlen, zu überprüfen, ob eines unserer Bedürfnisse gestillt werden möchte und wie das zu dem Zeitpunkt möglich ist. In Konfliktsituationen solltest du besonders darauf achten und für deine Bedürfnisse einstehen. So kannst du ein ausuferndes Blubb-Spektakel vermeiden und deine Konfliktfähigkeit bereits stärken, bevor es überhaupt zu Konflikten kommt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich deutlich entspannter durch das Leben gehe, seitdem ich gelernt habe, dass Konflikte nicht per se gut oder schlecht sind. Konflikte sind Konflikte und sollten bearbeitet werden. Wie wir mit ihnen umgehen wollen, liegt in unserer Macht. Natürlich gibt es neben ausgesprochenen auch unausgesprochene und innere Konflikte. Ich bin überzeugt davon, dass wir auch diesen stressfreier begegnen, sobald wir lernen wieder auf unsere grundlegenden, menschlichen Bedürfnisse zu hören und diese immer wieder neu verstehen wollen. Denn dann können wir stets eine bewusste Entscheidung darüber treffen, wie wir mit ihnen und bevorstehenden Konflikten umgehen möchten. Vergiss nicht: Wir haben immer mindestens eine Wahl. Probiert es aus und überzeugt euch selbst.
Eure Mi
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