/Zweífel/Substantiv, maskulin [der]Bedenken; schwankende Ungewissheit darüber, ob man etwas glauben soll oder ob etwas richtig ist.Google Suche
„Zweifel ist keine angenehme Voraussetzung, aber Gewissheit ist eine absurde.“
Voltaire, Pinterest
Menschen sehnen sich nach Eindeutigkeit. Nach einem guten Menschsein, positiven Gefühlen, besseren Gedanken – oder einer „positiven“ Psychologie. Das schlechte (oder gewöhnliche) Menschsein, negative Gefühle, Grübeln – und damit auch eine „negative“ Psychologie – soll am besten verschwinden.
Denn wer nicht glücklich ist, mit dem stimmt was nicht. Und er ist auch selbst schuld daran.
Glückszwang wegdimmen
KLARKOMMEN will der Tendenz zum Glückszwang entgegentreten. Sie liebt das Positive. Sie akzeptiert aber auch den Zweifel – und alle anderen „dreckigen“ Aspekte des Lebens. Und sie versteht die Beschäftigung mit unbequemen Motiven und Emotionen als Gewohnheit, die den vollen Genuss des Positiven erst möglich macht.
KLARKOMMEN liebt | KLARKOMMEN liebt auch |
Klarheit | Zweifel |
Gute Gedanken | Grübeln |
Positive Emotionen | Negative Emotionen |
Ganzheitlichkeit | Unvollkommenheit und Schwäche |
Struktur | Chaos |
Freude | Trauer und Melancholie |
Dankbarkeit | Angebrachte Kritik oder Wut |
Achtsamkeit | Gedankenlosigkeit |
Selbstliebe | Selbstkritik |
Selbstfürsorge | Fremdfürsorge |
Ziele erreichen und Habits tracken | Darauf scheissen |
Positives schätzen und negatives verstehen
- Zweifel im Maße zulassen und negative Emotionen erforschen, um zu realistischen Einschätzungen und dauerhaften Lösungen zu kommen – und das Positive umso mehr genießen zu können.
- Dankbarkeit nicht zur Routine und Mittel zum Glück verkommen zu lassen, sondern bewusst als angebrachte Reaktion auf freundlich gesinnte Handlungen einzusetzen.
- Konsequenzen wie Kritik oder Wut formulieren, wenn Kritik und Wut angebracht sind.
- Klartext reden und hinsehen, um nicht zu verdrängen.
- Schwächen und Unvollkommenheiten verstehen, um an manchem zu arbeiten und anderes akzeptieren zu können.
- Die Wiederkehr des Chaos akzeptieren, um Zeiträume der Ordnung noch stärker schätzen zu lernen.
- Trauer und Melancholie zulassen, um Freude nicht künstlich werden zu lassen.
- Resilienz und Durchhaltevermögen im Maße üben, um nicht in Dauerreflexion und übertriebener (Selbst-)Achtsamkeit zu verharren.
- Sich selbst maßvoll kritisieren, um sich bei aller Selbstliebe nicht über den Menschen zu erhöhen, der man tatsächlich ist.
- Sich um seine Mitmenschen kümmern, statt in der reichlich vorhandenen Eigensorge zu versumpfen.
- Ziele mal nicht verfolgen, um die wichtigen Momente des Lebens genießen zu können (und auch mal eine Runde zu chillen).
Die KLARKOMMEN Predigt
Und um das zu bekräftigen, beginnt KLARKOMMEN voller Inbrunst mit ihrer wütenden Predigt:
„Ja, die Welt ist verwirrend und kompliziert!
Und nein, es hört niemals auf!
Lass dir keine einfache Lösung einreden oder aufhetzen! Lerne, mit dem Chaos zu leben, in ihm klarzukommen und – zusammen mit seinen anderen Teilnehmern – deine eigenen Freuden zu finden!
Die Galeere wird immer schwanken, mal stark, mal schwach.
KLARKOMMEN appelliert, beide Seiten jeder Medaille offen zu betrachten! Und auch die Ränder nicht zu vergessen, wenn du die Zeit hast und es wirklich genau wissen willst!
Und es sieht in der Fähigkeit zum Zweifeln ein eigenes Glück!
Nein, es ist kein leichtes Glück!
Es ist ein Glück, dir überlassen, um damit klarzukommen!“
Mehr zur KLARKOMMEN Geschichte und dem Aufstand der Zwiespältigen findest du hier.
Argumentative Dreifaltigkeit
KLARKOMMEN weiß, dass es immer zwei Seiten (und einen Rand) der Medaille gibt. KLARKOMMEN nannte das Prinzip hinter diesen drei Perspektiven die argumentative Dreifaltigkeit. Die argumentative Dreifaltigkeit fördert dich dahingehend, damit du gedanklich auch dort hingehst, wo es dir wehtut, um…
- …die positiven Aspekte des Negativen herauszufinden;
- …das Neutrale als gedanklichen Zwischenton zwischen dem Positiven und Negativen zu etablieren; und…
- …dadurch zu lernen, deine Motive und Emotionen (und die deiner Mitmenschen) zu verstehen und vielleicht sogar in eigene Worte packen zu können.
3 Beispiele einer dreifältigen Betrachtung
Und zur Veranschaulichung drei Beispiele der dreifältigen Denkweise anhand – tada – dreier unserer populärsten Konsorten:
- der Dankbarkeit
- des Stresses
- des Glücks
Beispiel 1v3: Dekonstruktion der Dankbarkeit
Und wenn du denkst, dass die Dankbarkeit niemals eine hinterhältige Bitch sein kann, dann bittesehr. Denn diese, an sich wunderbare Handlung, mutiert in undifferenzierter oder scheinheiliger Anwendung zu einer Perle vor der Sau oder einem Werkzeug deines Plans:
Erste Medallienseite: Die Dankbarkeit und ihre positive und negative Ausprägung
Die Dankbarkeit hat sowohl eine negative als auch eine positive Ausprägung.
„Positive“ Dankbarkeit: Dank auf eine äußerlich gute, der Absicht nach schleche Tat, zeugt von Menschenkenntnis, Antrieb und Integrität. Man ist nicht zu träge, trotz bereits erhaltener „Leistung“ – also ohne materiellen Anlass – einer Person durch Wort oder Tat etwas schönes zu bescheren. Und das ohne eine Gegenleistungsabsicht.
„Negative“ Dankbarkeit: Dank ohne einen wertigen Auslöser – also ohne gut gemeinte, gute Tat einer anderen Person. Aus Naivität. Oder aus der List, etwas zu erhalten. Beispielsweise vom Dankesempfänger oder einfach nur ein substanzlos gutes Gefühl, wenn jedes Fürzchen im Dankbarkeitstagebuch landet. Drogen wären etwas ehrlicher.
Zweite Medallienseite: Der Undank seine positive und negative Ausprägung
Die Dankbarkeit hat einen konträren Gegenpart: den Undank. Und auch er hat sowohl eine negative als auch eine positive Ausprägung.
„Positiver“ Undank: Undank auf eine äußerlich gute, jedoch innerlich auf Gegenleistung zielende Tat. Zeugt von Menschenkenntnis, fehlen von Konformismus und ggf. Konfliktfähigkeit. Hauptbeispiel: Werbung, manipulative Arschlöcher. Man lässt sich nicht foppen und schaut dem Verkäufer in ungerührt in die Augen, währen er sich abmüht, dich mit einer Suggestivfrage ein „Ja“ zu pushen. So spart man sich seine wertvolle Anerkennung für einen angemessenen Moment – ein durchaus schöner Journalingmoment!
„Negativer“ Undank: Undank in seiner allgemeinen Bedeutung ist was überwiegend negatives. Man verhält sich ungerecht, weil man ohne Anerkennung lässt, was Anerkennung verdient. Folgen ist dasselbe in eigene Richtung oder mindestens eine innere Unzufriedenheit.
Medallienrand: Der positive und negative Gleichmut zwischen Dank und Undank
Der Dank und der Undank haben Zwischentöne. Ein prominenter ist der Gleichmut.
„Positiver“ Gleichmut: Zustand der inneren Abwechslung der Dankbarkeit für dankenswerte Handlungen und des Undanks für prätenziöse Täuschungen. Befriedigt das Menschliche Bedürfnis nach integerem Verhalten und wird deshalb als angenehm empfunden.
„Negativer“ Gleichmut: An sich oder durch soziales Feedback unangenehm wirkender Zustand der bewussten oder geistiger Trägheit entspingender Ignoranz gegenüber freundlich gesinnten fremden Handlungen. Lebst du nach dem Prinzip „Keine Dank, wo Dank gebührt“, könnte für dich ein Dankbarkeitstagebuch tatsächlich ein guter Schritt sein, du verzogenes Gör!
Beispiel 2v3: Rehabilitation des Stresses
Und nach dem selben Muster hat auch der stark negativ behaftete Prügelknabe Stress einige durchaus positive, zumindest aber unstörend neutrale Eigenschaften:
Kopfseite: Der Stress und seine positive und negative Ausprägung
Der Stress hat sowohl eine negative als auch eine positive Ausprägung.
Positiver Stress (Eustress): Mit unbekanntem Ergebnisausgang verbundener Erregungszustand, der zur Leistungssteigerung, Motivation und willkommener Harausgefordertheit führt. Es lohnt sich, nach seinen positiven Stressmomenten aktiv zu suchen – und sie für den Flowzustand zu nutzen.
Negativer Stress (Distress): Stress in seiner allgemeinen Bedeutung ist was durchwegs negatives. Führt zu Angst, Überforderung und Unwohlsein. Finde raus, was dich stresst und geh es an. Versuch runterzukommen. Meditiere, mache Yoga, sorg für besseren Schlaf, achte mehr auf deine Bedürfnisse und Emotionen.
Zahlseite: Die Ruhe und ihre positive und negative Ausprägung
Der Stress hat einen konträren Gegenpart: die Ruhe. Und auch sie hat sowohl eine negative als auch eine positive Ausprägung.
„Positive“ Ruhe: Zustand weit überwiegender Ruhe und Fehlens von Stress, der als wohltuhend empfunden wird, weil man möglicherweise ordentlich viel Stress überwunden, ein entsprechendes Naturell hat – oder einfach keinen Stress hat.
„Negative“ Ruhe: Quälend langweiliger Zustand einer Reizermangelung, der nach Herausforderung und Veränderung schreit. Bitte bitte, her mit dem Eustress! Und definitiv der falsche Moment, Wasser mit Wasser zu bekämpfen, und noch eine Achtsamkeitsübung zu machen oder ins Schweigekloster einzuchecken.
Medallienrand: Die positive und negative Ausgeglichenheit zwischen Stress und Ruhe
Der Stress und die Ruhe haben Zwischentöne. Einer davon: die Ausgeglichenheit. Und auch sie hat sowohl eine negative als auch eine positive Form, wie der nette Langweiler, der sie ist.
„Positive“ Ausgeglichenheit – Zustand der inneren Abwechslung von Stress und Ruhe, der als angenehm empfunden wird. Beispielsweise wurde Stess überwunden oder man war schon immer schon von der ausgeglichenen Sorte und an Gemütlichkeit gewöhnt.
„Negative“ Ausgeglichenheit – Unangenhehmer Zustand der Stagnation aufgrund eines inneren Gleichgewichts von Ruhe und Stress, der als langweilig und wenig herausfordernd empfunden wird. Vielleicht hast du deinen Arsch zu wenig bewegt. Eine größere Prise Eustress wäre an dem Punkt genau das richtige!
Beispiel 3v3: Das Glücksverbrechenstribunal
Und zum Schluss ein Versuch, das Glück zu richten.
Kopf: Die beiden Seiten des Glücks
Das Glück hat sowohl eine negative als auch eine positive Erscheinung.
„Echtes“ Glück: Glück wird von der Google-Suche als „etwas, was Ergebnis des Zusammentreffens besonders günstiger Umstände ist“ definiert. Und Google muss es wissen, dass Glück zumindest einen wertigen Anlass haben soll. Und was es ist, das sollte jeder für sich im privaten rausfinden – und sich insbesondere nicht von Gewerbetreibenden (wie auch uns) einreden lassen.
„Falsches“ Glück: Glück ohne einen wertigen Auslöser ist etwas anderes. Wurde dir eingetrichtert, dass Glück nur möglich ist, wenn du besonders schlau, schön, cool, populär bist, den Influ-Lifestyle pflegst, Krempel kaufst und artig deine Achtsamkeitsampeln und Habittrackings ausfüllst, erreichtst du in naiver Vorfreude deine Konditionierungen – fühlst dich aber in Rückschau genau so blöde, wie zuvor. Und wenn du schon längst aufgehört hast, an die Versprechen der Glücksindustrie zu glauben, und dennoch täglich versuchst, mit Dankbarkeitsübungen und Dummafirmationen das letzte Quäntchen Glückseligkeit aus deinem leeren Körper zu pressen, fühlst du dich zurecht wie ein zynischer alter Rolling Stone auf einem Konzert mit Kartenpreisen > 100 €.
Zahl: Der Wirkungen des Unglücks
Als konträren Gegenpart des Glücks wollen wir das Unglück anführen – und zwei seiner Ausprägungen.
„Positives“ Unglück: Unglück ist nach Google ein „plötzlich hereinbrechendes, einen oder viele Menschen treffendes, unheilvolles, trauriges Ereignis oder Geschehen“. Was soll denn daran gut sein? Wahrscheinlich die Überwindung, ein erfahrungsreiches Zurückblicken, welches einen bescheideneren, freudigeren und dankbareren Umgang mit dem Leben ermöglicht.
„Negatives“ Unglück: Na ja, der ganze „vor der Überwindung“ Teil ist meistens doch sehr scheisse und sollte nach möglichkeit im Vornherein vermieden werden. Aber natürlich nicht um jeden Preis, mein kleines Zimmerpflänzchen.
Rand: Gelassenheit als Zwischenton von Glück und Unglück
Die Anzahl der Empfindungen zwischen Glück und Unglück ist wohl fast unendlich. Deswegen auch hier die wohl neutralste Langweilerin unter den Zwischenemotionen: die Gelassenheit.
„Positive“ Gelassenheit: Zustand einer ausgeglichenen und dadurch als angenehm empfundenen inneren Reaktion auf Glücks- und Unglücksmomente, bei der Glückssituationen mit Freude und Unglückssituationen mit Trauer genommen werden – jeweils in der gebotenen Proportionalität. So läuft Perfektion.
„Negative“ Gelassenheit: Unangenehm wirkender Zustand der bewussten oder geistigen Trägheit, der in seiner schlimmsten Ausprägung zur kalten Gleichmütigkeit führt, egal, ob einem selbst oder einem Mitmenschen was freudiges oder trauriges zugestoßen ist. Hier könnte die positive Psychologie mit ihren Dankbarkeits- und positiven Affirmationsübungen genau das richtige sein, sofern man sich auf sie einlassen könnte, du kleine Katey Moss!
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