Psychische Krisen, Störungen und Erkrankungen – Klarkommen und Hilfe holen

Psychische Krisen, Störungen und Erkrankungen – Klarkommen und Hilfe holen

So schlau wir bei KLARKOMMEN klingen wollen, muss dir eines bewusst sein: Wenn es dir wirklich scheiße geht, dann hol dir verdammt noch mal richtige Hilfe! 

KLARKOMMEN ersetzt keine Psychotherapie, kein Ärztinnengespräch oder keine Selbsthilfegruppe,. 

Falls du dich über einen längeren Zeitraum schlecht fühlst; falls du dich im Spiegel nicht mehr selbst erkennst; falls du dich nach deinem alten Ich sehnst oder falls du alleine nicht mehr weiterweißt, dann wird es Zeit zur Tante Doktor zu gehen. 

Wie kommst du an Hilfe bei einer psychischen Krise?

 

Und um eine Sache klarzustellen: Es ist 2021Psychotherapie ist nichts „Unnormales“, Schlimmes oder gar Peinliches. Fakt ist, dass sich der Großteil der Menschen Hilfe früher oder später professionelle Hilfe bei einer Therapeutin sucht; und das ist auch gut so! Früher ist man zur Pfarrerin gegangen, um über persönliche Probleme zu reden. Heute, in unserer säkularen Welt des 21. Jahrhunderts, gehen die wenigsten noch in die Kirche (geschweige denn zur Pfarrerin), wenn sie Probleme haben. Psychotherapie ist die Seelsorge des modernen Menschen. 

In unserer Gesellschaft ist es völlig normal, sich um die eigene körperliche Gesundheit zu kümmern: Bewegung, gesunde Ernährung, aufrecht Sitzen, Zahnseide benutzen, wenig Alkohol, keine Zigaretten, blablabla. 

Doch sobald es um die seelische Gesundheit geht, stehen wir oft ratlos da. Die meisten Menschen wissen nicht einmal, welche psychische Krankheiten es überhaupt gibt, geschweige denn was für Frühwarnsignale sie beachten sollten. 

Was sind psychische Erkrankungen? Und was ist psychisch gesund? 

Um eine psychische Krankheit erkennen zu können, sollten wir zunächst klarstellen, was mit psychischer (bzw. seelischer) Gesundheit gemeint ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert psychische Gesundheit wie folgt: 

„[E]in Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre eigenen Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und etwas zu ihrer Gemeinschaft beitragen kann.“ 

Die meisten Psychologenden sehen psychische Gesundheit als ein Kontinuum: Es gibt nicht nur schwarz und weiß – psychisch krank und psychisch gesund – sondern viele Zustände dazwischen. So können auch psychisch gesunde Menschen Episoden von psychischen Störungen haben. Und genauso sind nicht alle psychisch kranken Menschen direkt reif für die Psychiatrie – nur die wenigsten Menschen haben lang anhaltende psychische Störungen, die stationär behandelt werden müssen. 

Psychische Erkrankungen sind breit gefächert und können unzählige Ursachen haben: Depression oder Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, während bipolare Störungen oder Schizophrenie deutlich seltener vorkommen. Psychosen, Suchterkrankungen, Essstörungen, Panikattacken, posttraumatische Belastungsstörung oder suizidales Verhalten gehören ebenfalls zu den psychischen Störungen. 

Die Ursachen für die Entwicklung von psychischen Problemen sind sehr vielseitig: Manche Krankheiten werden vererbt und manche entstehen durch Traumata in der Kindheit. Andere psychische Störungen haben wiederum ihren Ursprung in einer Anpassungsstörung. Das bedeutet, dass eine gravierende Veränderung im Leben eines Menschen zu einer psychischen Krise führen kann. Beispielsweise kann der Tod einer nahestehenden Person oder die Trennung vom Partner solche Krisen auslösen. 

Wie auch bei vielen körperlichen Erkrankungen ist die Aussicht auf Genesung bei psychischer Störung besser, je früher die Erkrankung behandelt wird. Ein guter Grund sich früh Hilfe zu holen! 

Die meisten psychischen Störungen beginnen im Teenager-Alter oder in der Spätadoleszens und treten episodenhaft auf. Rund 75 Prozent aller Betroffenen haben ihre erste Episode vor ihrem 25. Geburtstag. Daher ist es sehr wichtig, solche psychischen Probleme früh zu erkennen, damit Ausbildung, Studium, Beziehungen und Partnerschaften nicht darunter leiden. 

Behandlung und Unterstützung bei psychischer Erkrankung 

Menschen mit psychischen Störungen können auf unterschiedlichster Art behandelt und unterstützt werden: 

  • Psychotherapie: Eine Psychotherapie ist die gängige Behandlungsform bei psychischer Erkrankung. Allerdings gibt es bei der Psychotherapie viele verschiedene Therapieformen: Verhaltenstherapie, Psychoanalyse, tiefenpsychologisch fundierte Therapie, Systemische Therapie, Gesprächstherapie, Gestalttherapie, Traumatherapie – die Liste ist lang. Jede Therapieform hat ihre Vor- und Nachteile und nicht jede Therapie wird in jeder Stadt angeboten. Verhaltenstherapie, Psychoanalyse und Systemische Therapie sind die am weitesten verbreiteten Therapieformen in Deutschland. Psychotherapien werden von Psychotherapeutinnen durchgeführt. Diese haben nach ihrem Psychologiestudium eine zusätzliche Ausbildung zur Psychotherapeutin absolviert. 
  • Psychiaterin: Im Gegensatz zu Psychotherapeutinnen sind Psychiaterinnen ausgebildete Ärztinnen, die sich auf psychische Erkrankungen spezialisiert haben. Aus diesem Grund dürfen Psychiaterinnen auch Medikamente verschreiben. Diese Medikamente (sogenannten Psychopharmaka) unterstützen eine Psychotherapie und sollten niemals „einfach so“ genommen werden. Die Spannbreite an Psychopharmaka ist groß: Antidepressiva wie Fevarin, Stimulanzien wie Ritalin oder Beruhigungsmittel wie Tavor. Manch eine würde sogar LSD, MDMA oder Ketamin als Psychopharmaka einstufen, da hiermit mancherorts auch therapiert wird. In Deutschland allerdings (noch) nicht. 
  • Hausärztin: Deine Hausärtzin ist die erste Anlaufstelle (!!!), wenn es dir mal schlecht geht. Diese sollte psychische Störungen erkennen können und Behandlungsmöglichkeiten aufweisen. Meistens überweist dich deine Hausärztin an eine Psychiaterin bzw. Psychotherapeutin. 
  • Selbsthilfegruppen: In Selbsthilfegruppen kommen Menschen mit ähnlichen Problemen zusammen. Durch den Austausch und den Kontakt mit anderen Betroffenen können viele Partizipierende Hoffnung schöpfen. Außerdem kann man in Selbsthilfegruppen auch praktische Dinge besprechen: Welche Psychotherapeutin ist gut? Wie bewältigt ihr den Alltag? 
  • Familie und Freunde: Die eigene Familie und Freunde spielen eine wichtige Rolle bei der Genesung von psychischen Störungen. Klar: Sie ersetzen keineswegs eine Therapie oder ärztliche Behandlung, dennoch können – und müssen – sie Erkrankten mit Verständnis entgegenkommen. 

Recovery: Der Weg aus der psychischen Erkrankung 

Früherkannte und -behandelte psychische Störungen können meistens überwunden werden. Wie das Handbuch von „MHFA Deutschland: Erste Hilfe für psychische Gesundheit“ erklärt, ist Gesundheit mehr als die Abwesenheit von Symptomen. Sie beschreiben Gesundung wie folgt: „Ein Weg, ein zufriedenstellendes, hoffnungsvolles und erfülltes Leben zu führen – auch wenn vielleicht noch Einschränkungen durch die Erkrankung da sind. Dies umfasst auch die Entwicklung einer neuen Sinnhaftigkeit des Lebens, wenn eine betroffene Person über die Auswirkungen der psychischen Störung hinauswächst.“ 

Mit der richtigen – und rechtzeitigen – Behandlung einer psychischen Erkrankung haben Betroffene gute Karten zu gesunden. Dies kann zwar ein langer und schwerer Weg sein; dennoch lohnt es sich diesen Weg einzuschlagen. 

Wenn es dir schlecht geht oder du jemanden zum Reden brauchst, dann zöger nicht und hol dir Hilfe! Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten und Personen, die du kontaktieren kannst, wenn es dir nicht gut geht. Hier eine kleine Auswahl: 

Szenario 

Dienst und Link 

Telefonnummer 

Bei suizidalen, selbst- oder fremdgefährdenden Verhalten 

Notruf 

112 

Bei Problemen, Sinnkrisen oder Gesprächsbedarf 

Telefon Seelsorge 

0800 / 111 0 111 oder 0800 / 111 0 222 

Für Kinder und Jugendliche, denen es schlecht geht 

Nummer gegen Kummer 

0800 / 111 0 333 

Bei akuter psychischer Krise 

Ärztlicher Bereitschaftsdienst 

116 117 

 

Der erste Schritt ist der schwierigste: Dir eingestehen, dass du ein Problem hast und dir dann Hilfe zu holen. Aber glaub mir: Du bist nicht alleine. Du bist nicht beschränkt, verrückt oder wahnsinnig. Die meisten von uns werden früher oder später eine schwierige psychische Episode durchleben müssen. Damit müssen wir uns abfinden. Das Gute ist, dass es mittlerweile gute Therapiemöglichkeiten gibt mit hoher Aussicht auf Erfolg.

Deshalb unsere Bitte: Wenn es dir scheiße geht, komm klar und hol dir Hilfe. 

 

 


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