- In der Psychologie gibt es verschiedene Ansätze, die Angst erklären.
- Ein Ansatz beruht auf die Psychoanalyse von Sigmund Freud.
- Sigmund Freud erklärte Angst mit repressiver Sexualität und erklärte dies mit der Geschichte des „Kleinen Hans“.
Wieso dachten Psychologen bis in die 1970er, dass Angstneurosen entstehen, wenn man seine eigene Mutter heiß findet? Und viel wichtiger: Wer findet überhaupt seine eigene Mutter heiß? Das ganze basiert auf den Theorien des Sigmund Freuds, der als Begründer der Psychoanalyse gilt. Angst ist eine der grundlegendsten Emotionen des Menschen. Zusammen mit Glück, Trauer und Wut ist die Angst ein zentraler Bestandteil des Menschseins. Trotzdem kann Angst ziemlich mysteriös sein: Von Panikattacken an der Supermarktkasse bis hin zur pathologischen Angst vor Spinnen, Höhen oder vor Anderen zu essen. Angst ist ein sehr komplexes Thema und in der Psychologie gibt es verschiedene Theorien und Ansätze, die Angst erklären. Der älteste Ansatz ist der psychoanalytische Ansatz. Die Angstforschung ist noch relativ jung und findet ihre Ursprünge im späten 19. Jahrhundert. Einer der ersten Angstforschungs-Babos ist Sigmund Freud, der mit durchgepeitschen Theorien zu repressiver Sexualität, Angst begründete.
Psychoanalytische Schule bei Angst
Sigmund Freud (1856 bis 1939) gilt als einer der ersten Forscher, die Angst untersuchten. Als geschulter Arzt der Neurologie untersuchte er viele Patienten mit Krankheiten des Nervensystems. Nach und nach hatte der gute alte Sigmund das Gefühl, dass viele seiner Patienten nicht an physischen Erkrankungen des Nervensystems litten, sondern dass sie sich nicht mit ihren unsichtbaren, unbewussten und sexuellen psychologischen Trieben auseinandersetzen. Und das ist der Grundstein der Psychoanalyse. Einfach, oder? Bis in die 1970er war dies der Go-To-Therapieansatz für psychologische Erkrankungen in Europa und den USA.
Freud fand großes Interesse am Thema Angst und taufte die erste Angsterkrankung: Angstneurose. Symptome einer Angstneurose waren, nach Freud
- Reizbarkeit
- Tiefsitzender Pessimismus
- Antizipation einer Bedrohung
- Panik Attacken
- Schlafstörungen
- Schwindel
- Phobien
- Heißhunger, Übelkeit oder Durchfall
- Kribbeln auf der Haut
Am Anfang seiner Forschung war Freud der Auffassung, dass Angst ein Produkt der unbefriedigten sexuellen Gelüste eines Menschen ist. Er ging davon aus, dass Angst durch physische Faktoren getriggert wurde: Freud erklärte, dass Männer eine Angstneurose entwickeln, wenn der Druck auf ihre Samenbläschen zu hoch wurde. Hihi. Bei Frauen war sich der alte Womanizer nicht ganz so sicher, aber er ging auch davon aus, dass es ein physisches Anliegen war, was die Angst auslöste. Später revidierte er seine Samenbläschen-Theorie: In den 1930ern gab er eine Reihe von Vorträgen, in denen er erklärte, dass neurotische Angst ihren Ursprung in der Psyche des Menschen hat. Aber er ging trotzdem noch davon aus, dass die Angst mit der sexuellen Energie des Menschen zu tun hatte.
Später erklärte Freud die Angst anhand seines Menschenkonzepts: Das Strukturmodell der Psyche. Für Freud hat der Mensch drei Teile: Das Über-Ich, das Ich und das Es. Während das Über-Ich den Menschen Werte, soziale Normen und Moral vermittelt, ist das Es der andere Pol: Sexualtrieb, Nahrungstrieb, Todestrieb. Das Es muss unterdrückt werden, damit der Mensch nicht völlig arschlochhaft bumst, frisst und tötet, worauf er gerade Lust hat ohne Rücksicht auf Verluste. Und diese Aufgabe des Unterdrückens hat das Ich. Freud schlussfolgerte, dass Angstneurosen entstehen, wenn das Ich nicht in der Lage ist das Es zu unterdrücken, also wenn der Mensch seine Triebe nicht unterdrücken kann.
„Es ist der dunkle, unzugängliche Teil unserer Persönlichkeit; das wenige, was wir von ihm wissen, haben wir durch das Studium der Traumarbeit und der neurotischen Symptombildung erfahren und das meiste davon hat negativen Charakter, läßt sich nur als Gegensatz zum Ich beschreiben. Wir nähern uns dem Es mit Vergleichen, nennen es ein Chaos, einen Kessel voll brodelnder Erregungen.“
Sigmund Freud: Neue Folge der Vorlesungen.
Psychoanalytischer Ansatz bei Angst: Der kleine Hans
Ein berühmtes Studienbeispiel von Freud vereinfacht das psychoanalytische Geschwafel etwas: Der kleine Hans war ein fünfjähriger Junge, der eine Angst vor Pferden entwickelte. Der Vater von Hans erzählte Freud viel aus dem Leben seines Sohnes und Freud erklärte schließlich Hans Pferdephobie damit, dass der Junge ein unbewusstes sexuelles Verlangen nach seiner Mutter verspürte und die Vergeltung seines Vaters antizipierte. Diese inakzeptable Angst (inakzeptabel, weil er seine eigene Mutter heiß fand und Angst hatte von seinem Vater auf die Fresse zu bekommen) wandelte der kleine Hans unbewusst in eine akzeptable Angst um. Somit hat, laut Freud, jede neurotische Angst eine reale Gefahr als Ursprung. Völlig unbewusst entwickelte Hans eine Angst vor Pferden, die im Ursprung aber eine Angst vor seinem Vater war. Hans hatte Angst, dass sein Vater rausfinden würde, dass sein kleiner ralliger Sohn die eigene Mutter heiß findet und er ihn dafür mit Kastratration bestrafen würde.
Wirklich weirder shit, sag‘ ich euch. Aber ok, Freud gilt trotzdem als einer der wichtigsten Denker des 20. Jahrhunderts. Mittlerweile gelten viele seiner Theorien als veraltet und wurden längst von der Behavioristischen, Kognitionspsychologischen oder der Neurobiologischen Schule überholt. Außerdem wurden seine Arbeiten immer wieder kritisiert, da sie methodisch fragwürdig waren und auf Annahmen basierten, die sich später als falsch herausstellten. Trotzdem ist die psychoanalytische Schule der Angst einer der vier Hauptansätze in dem Gebiet.
MW
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